Der heutige Tag soll etwas der Kultur dienen. Daher erkunden wir die nächst gelegene größere Stadt Morlaix. Das stadtbildprägende Bauwerk spaltet die Bevölkerung wie die Besucher. Die einen finden es grandios, ein monumentales Wahrzeichen der Stadt, die anderen finden es häßlich und das Stadtbild zerstörend. Die Rede ist vom stadtüberspannenden Eisenbahnviadukt aus dem Jahre 1864.
Gebaut wurde es, um Paris mit der Stadt Brest per Eisenbahn zu verbinden. Interessant ist auch die zweite Ebene, die man als Fußgänger begehen kann.
Die Geschichte erzählt, dass die Alliierten im Zweiten Weltkrieg krampfhaft versuchten, das Viadukt mit Bombern zu zerstören, es aber nicht treffen konnten. Stattdessen legten sie die Altstadt in Schutt und Asche. Dies war nun schon das zweite Mal, dass die Altstadt unter dem Viadukt litt. Denn schon zur Bauzeit 1864 musste ein komplettes Stadtviertel dem Koloss weichen. Vielleicht kommt daher das gespaltene Verhältnis der Bürger zu ihrem Bauwerk.
Der Blick auf die Stadt zeigt den Place des Otages, an dem auch die für Morlaix typischen Laternenhäuser liegen.
Die Laternenhäuser sind von der Fassade her aufwändig gestaltete relativ schmale Gebäude, die einen nach oben hin verglasten Innenhof haben. Dadurch konnte trotz der schmalen Architektur auch im hinteren Teil des Hauses Tageslicht einfallen. In einer Zeit ohne Elektrizität ein wahrer Luxus.
Nach einem kurzen Stadtbummel genehmigen wir uns am Fuße des Viadukts noch einen Cafè au lait und brechen auf zu unserem nächsten Ziel, dem Château de Kerjean (siehe auch Titelbild).
Das Château de Kerjean gilt als eines der schönsten Schlösser im Renaissance Stil und wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erbaut. Ein Feuer im 18. Jahrhundert zerstörte den rechten (östlichen) Teil des Hauptgebäudes, von dem seither nur noch die Fenster und ein Teil der Fassade stehen.
Innerhalb des Gebäudes befindet sich derzeit eine Ausstellung: Fou? Visages de la folie à la Renaissance (Verrückt? Gesichter des Wahnsinns der Renaissance) – sehr interessant! Leider ist das Fotografieren in den Gebäuden nicht erlaubt. Daher können wir hier nur den Blick von außen wiedergeben.
Ein rundum gelungener Abstecher in die Geschichte und Architektur der Renaissance. Die Bretagne hat also doch noch mehr zu bieten, als nur Natur, Küste und stürmisches Wetter!
Klasse. Ich bin auf der Pro-Seite des Viadukts. Ist was besonderes. Sehr sehr interessant und spannend, euch zu begleiten. Danke für die Mühe und die tollen Fotos. LG