09. Aug – Klein Tibet

Was gibt das denn jetzt? Was soll denn Klein Tibet sein, und vor allem, was hat das mit Wandern im Zillertal zu tun?? Ja, das haben wir uns auch gefragt. Und genau deshalb hat die Tour in den Zillergrund unsere Aufmerksamkeit.

Haben sich vielleicht tibetische Mönche im Zillergrund ein Kloster gebaut? Oder verwirklicht sich da ein esoterisches Wesen seinen Kindheitstraum? Oder handelt es sich vielleicht um einen Büserpfad für die gefallenen Mädchen des Zillertals? Steinig genug wär’s ja, anstrengend genug auch und was an der Straße in den Zillergrund so zu lesen ist, könnte auch darauf hinweisen:

Auf dem Weg in den Zillergrund

Aber bleiben wir mal bei den Fakten und unserer bisher längsten und anstrengendsten Tour am bisher schönsten Tag unseres Urlaubs! Das Wetter ist grandios! So brechen wir schon relativ zeitig auf, denn die Anfahrt in den Zillergrund ist nicht ganz so einfach (Das deutet vielleicht doch wieder auf den Büserpfad hin…?).

Der Zillergrund ist ein Tal bei Mayrhofen, das sehr schmal und ca. 16 km lang ist. In ihm entspringt der namensgebende Ziller. Ein Gebirgsbach, der zunächst den Speichersee Zillergründl speist und dann das Tal durchfließt und dabei immer gewaltiger wird durch diverse Zuflüsse aus den umliegenden Bergen und Gletschern.

Zunächst fährt man das Tal nach hinten bis zur Mautstraße. Hat man die Maut entrichtet, darf man weiterfahren bis zur Bärenbad-Alm. Ab hier muss man den Bus benutzen oder das Fahrrad oder man geht 1,5 Stunden zu Fuß, um zum Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung zu kommen – der Staumauer des Speichersees Zillergründl!

Die imposante Staumauer des Zillergrund-Speichersees

Hier spuckt uns der Bus wieder aus und wir sind froh, diese 500 Höhenmeter nicht zu Fuß gemacht zu haben. Das Bauwerk ist schon sehr imposant – 186 m hoch! Der Blick nach hinten ins Tal lässt erahnen, welch tolle Landschaft uns erwartet.

Der Weg führt uns nun entlang des Sees erst einmal durch einen Tunnel – etwas spooky, mit Lehmboden und nur spärlich beleuchtet und ca. 200 m lang! Danach – so im ersten Drittel auf dem Weg nach hinten – sieht man den See und die Staumauer in ihrer ganzen Pracht, wie in unserem heutigen Titelbild.

Vom Küstenpfad biegen wir nun ab (der Büserpfad beginnt!) nach oben in Richtung Plauener Hütte, unserem heutigen Mittagsziel. Unterhalb des Kuchlmooskees (Gletscher) und der Versorgungsseilbahn der Hütte schlängeln wir auf steilen Pfaden nach oben.

Kuchlmooskees und Plauener Hütte

Nach rund 1,5 Stunden strammen Serpentinen-Aufstiegs erreichen wir die Plauener Hütte. Bei diesem Hochsommer-Wetter sind Serpentinen einem Grillmeister sehr ähnlich: man wird mal zwei Minuten von der einen Seite gebraten, dann von der anderen und wieder von vorne. So kommen wir ziemlich ausgetrocknet bei der Hütte an, und das erste Radler und Hollerwasser sind schnell weg. Aber schaut mal, was für einen Ausblick wir dafür bekamen:

Plauener Hütte mit Blick auf den Zillergründl Speichersee

Von der Plauener Hütte führt uns unser Weg weiter nach hinten ins Tal entlang des sogenannten Hannemann-Wegs hoch über dem Stausee. Dieser ist ein ca. zweistündiger Trip über Steine, Steine, Steine…

Der Hannemann-Weg

Manchmal sucht man die nächste Wegmarkierung und denkt sich, entweder da vorne ist einer relativ blutig verunglückt – oder dort geht der Weg lang. Denn nicht immer ist die Wegmarkierung so eindeutig. Aber meist ist es dann doch der Weg.

Hier weist ein Stoan-Mandl den Weg

Schließlich kommen wir nach ca. zwei Stunden am Ende des Tals an. An der Wendemarke machen wir kurz Apfel-Rast und wenden uns in Richtung Speichersee.

Am Ende des Zillergrunds

Ab hier geht’s nun nur noch talauswärts entlang des immer größer werdenden Ziller-Bachs. Er wird gespeist von unzähligen kleinen und größeren Gletscher- und Gebirgsbächen.

Die ersten Anfänge des Zillers

Schließlich erreichen wir die Hohenau-Alm. Sie liegt am hintersten Ende des Zillergründl-Speichersees.

Die Hohenau-Alm (rechts am Hang)

Je näher man der Alm kommt, desto wunderlicher mutet die Umgebung an. Hier grasen Kühe, da verfolgt Dich ein Huhn, es gibt Fähnchen, fromme und kluge Sprüche auf Tafeln und … Achtung! … tibetische Gebetsmühlen!

Glückliche Hühner
Die Alm geschmückt mit kleinen Fähnchen
Die tibetischen Gebetsmühlen

Ganz wichtig übrigens: die Gebetsmühlen immer im Uhrzeigersinn drehen!

Wir zitieren dietirolerin.at:
„Gebetsmühlen werden gedreht um körperliche Aktivität und geistig spirituelle Inhalte zu verknüpfen. Aber nur im Uhrzeigersinn bewegt verbreiten sie ihren Segen und häufen gutes Karma an. Dreht man in die falsche Richtung, verpufft die gute Wirkung und alle Mühe war vergeblich.“

Also, so langsam wird ein Schuh draus! Körperliche Aktivität hatten wir ja schon genügend, und geistig schlaue Sprüche finden wir hier an jeder Ecke auf kleinen Tafeln. Und jetzt noch die Gebetsmühlen verbunden mit dem tibetisch anmutenden Landschaftsbild – Klein Tibet – voilà!

Der beste Spruch kommt vom Meister persönlich und hat schon ein gute Portion Wahrheit:

Da ist was dran!

Unser Besuch in Klein Tibet war in jeder Hinsicht ein Erlebnis. Das ist schon ein ganz besonderes Stückchen Erde.

Für unsere Statistiker und Komoot user:

Höhenmeter: 970 m aufwärts, 970 m abwärts
Distanz: 15 km
Dauer: 6:45 h (inkl Pausen)

Hier ist noch der Link zur Komoot-Tour (leider nur für Komoot user).
Achtung, ich habe von Hohenau-Alm bis zum Ende keine Aufzeichnung gemacht – daher stimmt die Komoot-Auswertung nicht ganz.

2 Comments

  1. heidrunelke said:

    Also der Hannemann-Weg wäre nichts für meine Nerven (und für meine Kondition vermutlich auch nicht)! Wie war dann der Rückweg? Jedenfalls alles sehr spannend und interessant! LG

    10. August 2019
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    • welschontour said:

      Nach der Wendemarke bis zur Alm war es anstrengend und weiter steinig. Ab der Alm ging’s eben auf der Schotterstrasse entlang des Ufers, also easy. Freut uns, dass es Euch gefällt! Liebe Grüße M+M

      10. August 2019
      Reply

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