Wer dieser Tage die Wettermeldungen und -vorhersagen verfolgt, der weiß, dass in den Alpen im Moment kein Hochsommer mehr herrscht. Dieser hat sich verkrümelt und hat einem ausgedehnten Tiefdruckgebiet Platz gemacht. Dementsprechend hängt der Himmel voller Regenwolken.
Das macht natürlich auch vor Hainzenberg keinen Halt und so überlegen wir fieberhaft, was es noch zu erkunden gibt, wenn wir nicht auf den Berg gehen können. Die Idee ist so simpel wie einleuchtend: wenn schon Wasser, dann aber richtig! 45 min entfernt befinden sich die Krimmler Wasserfälle. Diese sind recht berühmt, denn sie sind mit 380 m Höhe die höchsten Europas und die fünft-höchsten weltweit!
Die Krimmler Wasserfälle erreichen wir über die Gerlos-Alpenstraßen, was sich romantisch anhört, dafür aber auch 9,50 Euro Maut kostet. Der Ort Krimml liegt bereits im Salzburger Land und gehört zum Nationalpark Hohe Tauern.
Schon von Weitem kann man die Passstraße abwärts fahrend die Wasserfälle von der gegenüberliegenden Seite aus sehen (wenn es der dichter werdende Nebel zulässt). Ihre Ausmaße sind beeindruckend!
Sie stürzen in drei Stufen im Mittel 5,61 m³/sec Wasser des Flusses Ache zu Tal. In Hochwasserzeiten erhöht sich das bis auf knapp 60 m³/sec! Die unterste Stufe misst 140 m, die mittlere 100 m und die oberste Stufe 145 m Fallhöhe!
Unser heutiges Titelbild zeigt den untersten Abschnitt der untersten Stufe des Wasserfalls. Auch in folgendem Bild nochmal eingefangen.
Ein Weg führt in Serpentinen den Wasserfall hinauf, und in dem er immer wieder nah an den Fall heranreicht hat man das Gefühl, sehr nah dran zu sein. Und weil man so nah dran ist, wird man auch ziemlich schnell nass. Die ungeheuerlichen Wassermassen erzeugen einen immensen Sprühnebel, so dass es eigentlich egal ist, dass es nebenher auch noch leicht regnet. Nass ist nass.
Der Österreichische Alpenverein (ÖAV), der diesen Weg geschaffen hat, hat in Zusammenarbeit mit der Stadt Krimml mal so richtig die Touri-Keule rausgeholt und aus den Wasserfällen die Wasserwelten Krimml geschaffen. Ein Erlebniszentrum rund um das Wasser. Um dieses Erlebnis komplett zu machen hat man gleich ein Wasserfallzentrum, ein Haus des Wassers (Ausstellung) und einen Aquapark dazu gebaut.
Dem hier hoch sprayenden Wasser-Aerosol schreibt man zumindest wohltuende wenn nicht heilend Wirkung für Asthmatiker und Allergiker zu. Wir atmen tief ein – schaden kann’s ja nicht – und fühlen uns gleich viel besser.
Am oberen Ende der zweiten Stufe genehmigen wir uns einen Kaffee mit Apfelstrudel und wärmen etwas auf. Die dritte Stufe des Wasserfalls erklimmen wir nicht mehr. Vielleicht verpassen wir was, aber es ist schon alles klamm und feucht und auch die Bilder würden sich wahrscheinlich sehr ähneln. Daher hier nur ein Bild aus der Ferne.
Soweit zum Naturereignis der Krimmler Wasserfälle. Das ist absolut sehenswert!
Der nicht so schöne Teil ist aus unserer Sicht die Kommerzialisierung und der Massentourismus, der hier betrieben wird. Wer schon einmal in Triberg im Schwarzwald die dortigen Wasserfälle besucht hat, der kann in etwa erahnen, was ich meine. Nimm das und multipliziere mit drei – mindestens.
Was im Schwarzwald die Kuckucksuhr ist, sind hier Wanderstock, Seppelhut und Dirndl. Ein halbes Händl noch auf die Hand und überall schön bezahlen. Der Souvenir-Stände-Slalom trübt das Bild ein wenig.
Ein Phänomen, das wir uns zunächst nicht erklären konnten, war die Anwesenheit unverhältnismäßig vieler arabischer Familien. Keine Wertung – nur die Frage: warum??
Ein rasche google-Recherche zuhause ergab tatsächlich, dass etwa 25% der Touristen hier arabischer Herkunft sind – sie bilden somit den zweitgrößten Anteil nach den Deutschen. Erstaunlich oder?
Es ist – so die einhellige Meinung – der Überfluss an Wasser, der sie magisch anzieht – irgendwie nachvollziehbar, wenn man Staub und Wüste gewohnt ist. Sie freuen sich auch wenn’s regnet! Na also, dann freut sich wenigstens jemand über dieses Wetter!
Ja, da nützt die beste Regenkleidung irgendwann auch nicht mehr. Mögen die letzten Tage besser werden. LG