Schon zu Anfang unserer Zeit im Stubaital haben wir den Grawa-Wasserfall besucht. Er bildet zusammen mit dem Wilde Wasser Weg im Tal die erste Stufe des eigentlich dreiteiligen Weges. Unser heutiges Ziel führt uns nicht auf einen Gipfel, sondern auf die Weiterführung dieses Wilde Wasser Wegs, sozusagen Teil zwei und Teile des dritte Abschnitts.
Dementsprechend starten wir an der Grawa-Alm, die beim letzten Mal zusammen mit dem Wasserfall den Endpunkt unserer damaligen Tour bildete. Heute aber geht es am Wasserfall nach oben ins Sulzenhochtal und weiter zur Sulzenauhütte (Ende Teil 2) und dem Bergsee Blaue Lacke (gehört schon zu Teil 3), der auch unser heutiges Titelbild ziert.
Wir hätten nicht erwartet, dass diese Tour zur landschaftlich schönsten Tour unserer Urlaubs wird!
Der Aufstieg entlang des Grawa-Wasserfalls führt uns durch den Wald, manchmal mit malerischem Blick zurück zur Alm, manchmal direkt am Wasserfall entlang. Die Hitze der vergangenen Tage ist hier viel erträglicher, denn der Spray des Wasserfalls macht das Ganze angenehm frisch.
Der Weg wurde durch Stufen und Planken trittsicherer gemacht, denn es kann recht rutschig werden hier. Und man sieht hier auch häufig Touristen, die wohl von adäquatem Schuhwerk für Gebirgswandertouren noch nicht viel gehört haben, sowie Familien mit kleinen Kindern.
Den Übergang vom steilen Stück entlang des Falls zu einem hoch gelegenen Talboden sieht man nicht nur, man bekommt auch akustisch mit, dass sich etwas verändert hat – denn das permanente laute Rauschen des Wasserfalls ist bald nicht mehr zu hören.
Kaum haben wir die Hochebene erreicht öffnet sich das Tal. Es wird zu einer Märchenlandschaft. Auf drei Seiten umschlossen von hohen Bergen liegt die Ebene vor uns mit ihren mäandernden Bachläufen, Gletscherbächen, wie wir wissen, denn sie sind türkis milchig trüb.
Der Rundumblick verrät, dass das Wasser, bevor es den Grawa-Wasserfall hinunterstürzt, sich hier oben aus zwei Richtungen zu einem Bachlauf versammelt. Neben verschiedenen Gebirgsbächen kommen die Schmelzwasserbäche des Wilden-Freiger-Ferners so wie des Sulzenau-Ferners zusammen.
Der Schmelzbach des Sulzenau-Ferners ist bereits gut zu hören. In diesem stürzt das Wasser 200 m zu Tal! Wenn man genau hinschaut, sieht man oberhalb des Wasserfalls etwas rechts eine kleine Hütte – das ist die Sulzenauhütte, unser heutiges Tagesziel. Der kleine Punkt im tiefen Blau des Himmels übrigens (Bild unten) ist ihre Versorgungsgondel, die gerade Nachschub bringt.
Auf dem Talboden liegt die Sulzenau-Alm, eine Alm, die sicherlich bei den verschiedenen Unwetter der Vergangenheit schon öfter nasse Füße bekommen hat. Sie ist geschlossen heute, sieht aber sehr gemütlich aus. Die Holzfiguren, die uns begrüßen, sehen mal gruselig, mal freundlich aus – so ist das Leben hier: mal von bilderbuchartiger Schönheit, mal den brutalen Naturgewalten ausgesetzt. Vielleicht sollen sie die Naturgeister besänftigen.
Wir kommen nun dem Sulzenau-Wasserfall immer näher. Es gibt zwei Wege hoch zur Hütte, einen direkten, und einen, der eher weiter außen in Serpentinen verläuft. Natürlich gehen wir erst einmal mal direkt an den Wasserfall ran.
Immer wieder faszinierend so ein Wasserfall!
Wir machen uns an den ca. einstündigen Aufstieg zur Sulzenauhütte.
Die Bergziegen, die wir treffen, sind Touris gewöhnt. Sie lassen sich nicht bei der Mittagsruhe stören und liegen bimmelnd im Schatten.
Dann endlich erreichen wir die Hütte. Die Sulzenauhütte liegt auf dem Stubaier-Höhenweg und ist damit nicht nur Ziel sowohl von ambitionierten Ausflüglern wie uns, sondern auch von Hüttengehern, die beispielsweise den Stubaier-Höhenweg oder andere Mehrtagesrouten gehen. Von hier aus gehen viele Routen ab, unter anderem zum Wilden Freiger (ein Seven Summit Gipfel!), zur Nürnberger- und zur Dresdner-Hütte.
Wir sparen unseren Hunger noch ein wenig auf, denn unser Tagesziel liegt noch ca. 30 min weiter oben – der Bergsee Blaue Lacke. Warum man einem Bergsee einen solchen Namen gibt, der eher an eine Chemiemülldeponie erinnert, bleibt das Geheimnis der Namensgeber.
Man kommt beim Aufstieg dem Sulzenau-Ferner immer näher bis man dann letztendlich über die letzte Kuppe in diesem Meer aus Steinen kommt und der malerische See vor einem liegt – siehe auch unser Titelbild heute. Wunderschön!
Nach dieser tollen Abkühlung steigen wir zurück zur Sulzenauhütte, denn jetzt gibt’s erst einmal was zu essen!
Wir landen wieder unweigerlich bei einer leckeren Suppe und einem Jausenbrettl, beides sehr gut und die Kaspressknödel halten mühelos mit der Suppe in der Starkenburger-Hütte mit! Somit haben wir nun einen geteilten Platz 1 in dieser Kategorie.
Frisch gestärkt machen wir uns an den Abstieg, der mit kleinen Variationen der gleichen Route folgt, wie der Aufstieg. Wir nutzen diesmal den etwas weiteren Serpentinenweg hinunter ins Hochtal.
Das Gelände hier, die Hütte, der See – all das macht diese Tour zur landschaftlich schönsten und interessantesten unseres bisherigen Aufenthalts hier im Stubaital! Wir hätten nicht erwartet, dass „Wilde Wasser“ eine solch schöne Fortsetzung findet, denn es war ja unten schon ganz toll.
Und wer hätte gedacht, dass das noch nicht alles war? Kaum erreichen wir den Parkplatz ganz unten im Tal fallen die ersten Tropfen Regen. Und als wir zuhaue in unserer Wohnung sind, bricht sozusagen die Sintflut los! Wow, hier kann’s regnen – auch eine Art von Wildem Wasser! Da hatten wir aber mal richtig Glück!
Die Daten zur Tour:
Link zur Tour: Stubaital – Tag 8
Höhenmeter: 780 m auf- und abwärts
Distanz: 12,00 km
Dauer: 5:46 h (inkl Pausen)
Schreib als Erster einen Kommentar