„Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.“
Erasmus von Rotterdam
Seit wir hier in die „Alpenkönigin“ nach Neugasteig kommen, lacht uns ein Wegweiser an, der zur Mischbachalm und auf den Glücksgrat führt. Eine Tour, die sozusagen direkt vor unserer Haustür beginnt.
Heute ist es endlich soweit, das Ziel ist die urige Mischbachalm (1.848 m) nach ca. 2 Stunden Aufstieg und danach der Gipfel des Glücksgrats auf 2.370 m. In Summe ist das ein Aufstieg von knapp 1.300 Hm! Wir sind aber frisch und motiviert, das Wetter ist klasse – und Glück kann man nie genug haben, daher: frisch ans Werk!
Der Weg ist steil und führt die meiste Zeit durch den Wald, was sehr angenehm ist. An den Wasser führenden Stellen kann man noch erkennen, dass das kleine Rinnsal von heute vor nicht all zu langer Zeit (22. Juli) ein reißender Bach mit unglaublicher Kraft war.
Wir sind hier oberhalb des Mischbach-Wasserfalls und überqueren den Mischbach.
Hier quert der Wanderweg den Bach, der heute wirklich nur ein Bächlein ist. Aber die Unwetter der letzten Jahre haben ihre Spuren hinterlassen und mittlerweile diesen Kavenzmann hier frei gespült. Wenn der bei einem der nächsten Unwetter vollends frei und ins Rutschen kommt und dann den Wasserfall runter geht… man mag es sich nicht vorstellen.
Dann, nach knapp zwei Stunden, kommt die Mischbachalm in Sicht. Sie ist einer der urigsten und gemütlichsten Almen hier im Tal, und wohl auch eine der einsamsten. Denn viele Wege führen hier nicht vorbei.
Die Alm ist nicht über eine Forststraße erreichbar, nur über den Weg, den wir hochgekommen sind, sowie einen Versorgungslift. Die Hüttenwirtsfamilie ist hier von Mitte Mai bis Mitte September durchgehend. Also nur vier Monate. Das Essen ist superlecker, zünftig und der Blick über das Tal fantastisch!
Witzigerweise treffen wir hier unsere Vermieter mit Familie, also auch die Einheimischen mögen diese Tour und diese Alm. Ein gutes Zeichen ;)!
Frisch gestärkt geht’s am Herrgottswinkel vorbei weitere 500 Hm bis hoch zum Glücksgrat.
Diverse Zuläufe speißen hier den Mischbach.
Im Himalaya suchen sie den weißen Riesen-Yeti, wir haben hier den schwarzen Alpen-Punk gefunden!
Der Glücksgrat liegt auf 2.370 m, sehr felsig und ausgesetzt, aber mit einer unglaublichen Aussicht über das komplette Stubaital. Der Sattel kurz davor ist nun erreicht.
Im Hintergrund sieht man den Sulzenau-Ferner und den Stubai-Gletscher. Vom Sattel aus machen wir einen kurzen Abstecher zum Rotspitzl. Auf dem steht ein kleines Holzkreuz vermutlich zum Gedenken an einen Bergsteiger, der nicht so viel Glück hatte.
Kurz darauf stehen wir dann auch am Edelweiß-Kreuz des Glücksgrats. Ein Kreuz, das nicht auf einem Gipfel steht, sondern eben am Übergang des Grats. Der Glückgrat heißt so, weil hier in früherer Zeit einige Glücksritter ihr Glück gesucht und teilweise wohl auch gefunden hatten. Man schürfte hier Kupfer- und Schwefel-Kies (Pyrit), fand unter anderem aber auch echtes Gold und Bleiglanz (Galenit).
Über allem thront der Habicht 3.277 m, einer der Seven Summits, den wir von der anderen Seite aus dem Pinnis-Tal heraus in der nächsten Woche noch besteigen möchten.
Nach kurzer Rast, bei der wir die Aussicht genießen und auch auf der gegenüberliegen Talseite die Neue Regenburger Hütte sehen, beginnen wir den langen Abstieg. Die neue Regenburger Hütte steht auch noch auf dem Programm.
Apropos Hütte: Diese eigenwillige Konstruktion hier ist doch schon bemerkswert. Diese Hütte wird sicherlich nicht leicht weggeweht. Welcher Waldschrat auf diese Idee kam, bleibt uns verborgen.
Wer sich schon einmal auf so eine Tour begeben hat, der wird mir beipflichten: bei 1.300 Hm ist nicht der Aufstieg das Problem… Der Abstieg ist viel anstrengender und kann schon echt zur Tortur werden. Da kommt die Bacherwandalm gerade recht, die wir nach zwei Stunden Abstieg erreichen.
Wir rasten und stärken uns ein letztes Mal bevor wir die nächsten 1,5 Stunden abwärts gehen. Ab hier beginnen die Knie zu schmerzen und man kann sich den Muskelkater von morgen schon vorstellen. Aber so isses halt.
Endlich erreichen wir die Talsohle wieder. Es ist bereits 17:30 Uhr, jetzt müssen wir „nur“ noch etwas das Tal nach vorne in Richtung Neugasteig. Bei der Gelegenheit kommen wir am Fuße des Mischbach-Wasserfalls vorbei.
Wenn man sich das heutige Rinnsal anschaut kann man kaum glauben, dass es am 22. Juli ein reißender Bach war. Man kann allerdings gut erkennen, dass links und rechts und im Vordergrund das Bachbett ganz helle Steine hat, also ganz frisch ist. Auch die Breite des eigentlichen Wasserfalls im oberen Teil zeigt, wie groß das werden kann.
Dann sind wir endlich wieder in Neugasteig.
Morgen werden wir wohl erst einmal ausruhen und den Muskelkater pflegen. 😉
Gehzeit: 07:47
Distanz: 11,3 km
Aufstieg: 1.240 m
Abstieg: 1.240 m
Die Komoot-Tour gibt’s hier (für Komoot-User)
Netter Blog, aber Neugasteig ist ein Wort
Ute aus Neugasteig 76
Freut mich, wenn’s Dir gefällt! Und danke für den Hinweis, hab „Neugasteig“ entsprechend angepasst.