Dez 2019 – Jauchzet! Frohlocket!

Wir starten unseren Kul-Tour Blog mit einem Herzenswunsch von Michaela: das Weihnachtsoratorium von Bach in voller Länge hören!

Das Weihnachtsoratorium bekommt man in der Weihnachtszeit natürlich schon hier und da zu hören. Meist werden allerdings nur die bekannteren Teile 1 – 3 dargeboten, denn für das komplette Werk (Teile 1 – 6) muss man schon gute drei Stunden veranschlagen. Aber wenn schon, denn schon! Es trifft sich ganz gut, dass es am 3. Advent in der Kölner Philharmonie in voller Länge gegeben wird! Daher verbinden wir das Weihnachtsoratorium mit einem Advents-Wochenende in Köln.

Das Programm lautet am Samstag: Weihnachtsmarkt und Adventsshopping, am Sonntag: Adventshochamt im Dom und Weihnachtsoratorium in der Kölner Philharmonie – Also los!

Köln verwandelt sich in der Adventszeit in einen riesigen Weihnachtsmarkt. In der kompletten Innenstadt – auf der Domplatte, auf dem Alter Markt, dem Heumarkt, dem Neumarkt, am Schokoladenmuseum, auf dem Rudolfsplatz, im Stadtgarten – quasi überall ist Weihnachtsmarkt! Und jeder ist ein bisschen anders. Und natürlich ist es am Wochenende überall brechend voll. Am Dritten Advents-Wochenende sind wir zur Stelle und besuchen fast alle Weihnachtsmärkte, die wir fußläufig erreichen können.

Ja, es ist voll hier! Der Weihnachtsmarkt auf der Domplatte

Leider ist das Wetter am Samstag nicht so wirklich toll. Ab und zu tröpfeln uns ein paar Regentropfen in den Glühwein. Andererseits steht zu befürchten, dass es bei schönem Wetter noch viel voller ist, als jetzt.

Die Kölner Weihnachtsmarkt-Kunde (nicht verbrieft, nur aus eigener Beobachtung) sagt, dass man die Domplatte getrost vernachlässigen kann. Man kommt eh nicht dran vorbei, aber aufhalten muss man sich hier nicht. Die Märkte auf dem Alter Markt („Markt der Heinzel“) und dem Neumarkt („Markt der Engel“) sind viel schöner. Wer’s lieber „Kölsch“ mag, der geht auf den Rudolfsplatz – dort ist offiziell das „Nikolaus Dorf“, aber jeder weiß, hier gibt’s „Edgars Eierpunsch“ und „Heiße Heidi“ 😉 – muss ich mehr sagen?

Der Markt der Heinzel
Hoch die Tassen!

Auf dem Heumarkt kann man Schlittschuhlaufen – wenn man’s kann…

Eislaufbahn auf dem Heumarkt

Hier trafen wir auch auf die Kolonne von motorradfahrenden Nikoläusen, ein skurriles Schauspiel – typisch Köln! Unser Titelbild gehört da natürlich auch dazu!

Santa Hells Angels

Am Abend lassen wir es uns gut gehen im Restaurant Brücken in der Nähe unseres Hotels. Nach einer kurzen Erholungspause sind wir froh nicht nochmals quer durch die Stadt zu müssen und lecker war’s auch.

Der Sonntag bricht an und wir haben ein Date: 10:00 Uhr Hochamt im Dom! Das wollte ich schon immer mal gemacht haben und habe es in zwölf Jahren Köln nie geschafft – und wann, wenn nicht im Advent, ist die beste Gelegenheit?! Wir sind daher überpünktlich schon 9:30 Uhr im Dom. Einfach ein tolles Bauwerk, von erhabener Schönheit! (Aber kalt isses – diesen Raum kann man nicht heizen!)

Der Kölner Dom

Die Zeit zwischen Hochamt und Konzert (Beginn 18:00 Uhr) verbringen wir mit Fotografieren. Das Wetter ist viel angenehmer und freundlicher als am Samstag und so streifen wir durch die Teile von Köln, die von Weihnachtsmärkten und Touristenmassen verschont bleiben.

Das Gebäude, das meist neben dem Dom verblasst und nicht zur Geltung kommt, ist die Kölner Philharmonie. Sie ist architektonisch schon sehr imposant von außen. Zum Innenraum kommen wir noch. Aber hier vom Rheinufer aus gesehen haben wir mal beide Bauwerke gleichberechtigt auf dem Bild.

Kölner Philharmonie und Dom
Der Klassiker: die Hohenzollernbrücke mit Dom im Hintergrund
Die berühmten „Liebesschlösser“

Die Liebesschlösser an der Hohenzollernbrücke sind berühmt! Ähnlich der Liebesschlösser an den Pariser Brücken über der Seine sind die Schlösser immer wieder auch Stein des Anstoßes. Im Moment wird das Gewicht der Schlösser auf rund 50 Tonnen geschätzt, was in Anbetracht der Tragfähigkeit des Bauwerks wohl kein Problem darstellt (ein ICE wiegt ca. 400 Tonnen). Das Problem ist wohl eher die Korrosion – denn die Schlösser vibrieren jedes Mal, wenn ein Zug über die Brücke fährt. Das verletzt die Überfläche des Zauns, an dem sie hängen. Dieser beginnt zu rosten und das setzt sich über die Brücke fort.

Ein kleine Kuriosität (Absurdität?? Gibt’s das Wort?): Mittlerweile kann man sich auf liebesschlossbruecke.koeln ein virtuelles Liebesschloss kaufen! Dann muss man nicht nach Köln, muss sich kein rostendes Schloss besorgen, keine Schlüssel in den Rhein werfen… und bei einer etwaigen „Säuberungsaktion“ der Bahn AG wird dieses Schloss auch nicht entsorgt. Aber wie krass und unromantisch ist das denn??

Die Hohenzollernbrücke vom Rheinufer aus
Altstadt – Martinsviertel

Nach dem ausführlichen Foto-Walk kommen wir so langsam auch in Stimmung für den Bach-Abend. Die Kölner Philharmonie haben wir oben ja schon vorgestellt, ein imposantes Bauwerk mit besonderer Architektur. Diese wird aber getoppt vom Innenraum. Der Konzertsaal ist modern, ganz in warmem Orange, zentraler Ausrichtung auf die runde Bühne und hat eine phantastische Akustik auf allen Plätzen!

Die Kölner Philharmonie – ein toller Konzertsaal!

Wer sich mit Bach und dem Weihnachtsoratorium als Komplettwerk – es umfasst sechs Teile – beschäftigt, der weiß, dass das Werk ursprünglich darauf angelegt war, an sechs Tagen vom ersten Weihnachtsfeiertag (25.12.) bis zum Epihaniasfest (Hl. Dreikönig am 06.01.) im Gottesdienst aufgeführt zu werden. Wie in einem Oratorium üblich, berichtet der Evangelist in Rezitativen von der Heiligen Geschichte der Geburt Jesu. Es folgen Arien und Choräle, einige davon sind bekannte Kirchenlieder, die heute noch in der Kirche gesungen werden.

Dargeboten wird das Werk vom Chor und Orchester des Collegium Vocale Gent unter Leitung von Christoph Prégardien. Sein Sohn, Julian Prégardien, übernimmt die Hauptrolle als Evangelist (Tenor). Der Chor selbst besteht nur aus 16 Sängerinnen und Sängern – je 4 für jede Stimme – das reicht aber völlig aus, denn sie sind in allen Stimmen toll besetzt.

Dass die vier Altstimmen durch drei Männer und einen „echten“ Alt besetzt sind, stört kein bisschen. Die drei Countertenöre verleihen dem Stück ein ganz eigenes barockes Flair. Toll! Hinzu kommen die historischen Instrumente des Orchesters, die einen viel weicheren Klang hervorzaubern als ihre modernen Nachfolger – so vor allem die Oboe d’Amore und verschiedene barocke Hörner.

Chor und Orchester des Collegium Vocale Gent

Es war ein tolles Erlebnis, ein super Konzert und insgesamt ein sehr gelungenes Wochenende. Ein würdiger Einstieg in den Welsch On Kul-Tour blog!

Bis zum nächsten Mal!

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